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ZahniCampus Roadshow: Das war Köln

Fast vier Monate liegen zwischen Jena, der letzten Station der ZahniCampus Roadshow, und einem spätherbstlichen Dienstag im November, als sich der ZahniCampus-Truck durch den Kölner Verkehr zur Zahnklinik schlängelt. Einen Tag lang wollen wir den dortigen Zahnis alles Wissenswerte rund um Berufswahl, Zukunft und Standesvertretung nahebringen.

Vorab aber möchten wir unserer Anerkennung für die tolle Unterstützung Ausdruck verleihen: Wann immer wir eine Frage, ein Anliegen hatten — Dalia Beck von der Fachschaft war für uns da und hat sich sofort gekümmert. So lief die Präsentation unserer Partner im Aufenthaltsraum der Zahnis den ganzen Tag über ebenso reibungslos wie die anschließende Verlosung im Seminarraum. Gut besucht waren beide Programmpunkte, doch während sich die rund 150 Besucher der Ausstellung über den Tag verteilten, standen die potenziellen Gewinner zur Verlosung in Dreierreihen bis auf den Flur. Wegen Überfüllung (beinahe) geschlossen, das hatten wir so auch noch nicht!

Durch die Verlosung führten Andreas von der Roadshow und eine Kölner Zahnfee, die hier namentlich nicht genannt werden möchte. Doch bevor die beiden alle Preise vom iPad über Amazon-Gutscheine bis zu den begehrten Tassen der ZÄK Nordrhein unter das Volk bringen konnten, stellte sich die Expertenriege der anschließenden Diskussion persönlich vor. Diese war gut besetzt mit Dr. Bernd Mauer, der im Vorstand der ZÄK Nordrhein sitzend auch als Referent für Nachwuchsfragen tätig ist. Als Dozent für Berufskundevorlesungen an der Uni Köln war Dr. Mauer vielen Zahnis sicher kein Unbekannter. Daneben fanden sich mit Prof. Dr. Hahner, niedergelassenem Zahnarzt in Köln und Sascha Kötter, Generalsekeretär des BdZA zwei Spezialisten für alle Fragen rund um Berufsausübung, Niederlassung und Standespolitik. Kammerpräsident Dr. Szafraniak, während der Verlosung noch im gefürchteten Kölner Feierabendverkehr steckend, vervollständigte mit etwas Verspätung das Expertenquartett.

Frauenquote und Patientenmangel und das „Warum“ — beim Expertentalk blieb keine Frage offen

Auch wenn wir uns natürlich immer sehr über großen Zuspruch beim Expertentalk freuen, sind es gerade die eher kleinen Runden, die sich durch besonders interessierte, diskussionsfreudige Teilnehmer und intensiven Austausch auszeichnen. So auch diesmal: Zum Teil eben erst aus der Phase der Entscheidungsfindung heraus und frisch eingeschrieben zum Zahnmedizinstudium, wollten die Teilnehmer von Prof. Dr. Hahner wissen, warum er für sich den Zahnarztberuf gewählt hat. Dessen Antwort fiel eindeutig aus: Vor allem das Zusammenspiel aus Handwerk und Technik einerseits und Medizin andererseits macht für ihn den besonderen Reiz aus. Diese Einstellung konnten alle Mitglieder der Diskussionsrunde teilen und betonten darüber hinaus den persönlichen menschlichen Kontakt, der den technisch-medizinischen Aspekt um eine wichtige Komponente bereichert. Vor allem die glücklichen Gesichter und die Dankbarkeit der zufriedenen Patienten nach der Behandlung stellte Prof. Dr. Hahner als Hauptgrund und Motivator heraus.

Die Aufgaben der Kammer als Berufsvertretung für Zahnmediziner wusste Dr. Mauer anschaulich zu erläutern. Sie ist zum einen Berater bei Fragen zur Selbstständigkeit bzw. Anstellung. Daneben erfüllt sie als Versorgungswerk die wichtige Funktion einer Rentenversicherung — und dies sehr viel besser als ihr gesetzliches Pendant.

Man blieb beim Thema Standespolitik und hier speziell bei der „Quotenfrage“: Was passiert, wenn sich keine weibliche Besetzung findet? Eindeutige Antwort hierauf: Hier greift die „Politik des freien Stuhls“ — heißt, findet sich keine weibliche Besetzung für einen Posten, bleibt dieser frei. Dass sich eine solche Unterbesetzung eher kontraproduktiv auswirkt und manche Gremien sogar ausbremst, kommt wenig überraschend. Dr. Szafraniak äußerte den Wunsch, mehr weibliche Mitglieder in den Gremien begrüßen zu können. Nicht zuletzt die Zukunftsvorstellungen vieler Zahnärztinnen, was Familiengründung und die damit verbundenen Auszeiten angeht, erschwert die Umsetzung dieser Vorstellung allerdings immer noch erheblich.

Zurzeit in aller Munde und natürlich auch Gegenstand der abendlichen Diskussion war das Thema der zahnmedizinischen Versorgungszentren und der damit verbundenen Problematik der branchenfremden Investoren. Da diese keine Zahnärzte sein müssen, liegt die Befürchtung nahe, dass der Profit hier stark im Vordergrund steht und die Behandlung auf zunehmend unpersönlicher Basis stattfindet. Der Patient würde nicht länger von „seinem“ Zahnarzt behandelt, sondern zum jeweiligen Spezialisten geschickt, was die Patientenbindung und vertrauensvolle Wechselbeziehung deutlich erschwert.

„Spezialisierung“ war dann auch das Stichwort des nächsten Diskussionspunktes, bei dem das heikle Thema des Konkurrenzkampfes — der nach einhelliger Meinung völlig unnötig sei — nicht außen vor blieb. Im Prinzip ist bereits der Allgemeinzahnarzt immer dann Spezialist, wenn er erkennt, dass er einen Patienten weiter überweisen muss, da die Behandlung bei einem spezialisierten Kollegen aussichtsreicher ist. Verlieren würde der „Hauszahnarzt“ hierbei nichts, denn ein zufriedener Patient wandert nur selten zum Spezialisten ab, sondern kommt in der Regel wieder — in der Summe haben alle drei beteiligten Parteien dabei gewonnen. Ob der Grund des zunehmenden Konkurrenzdenkens die erhöhte Anzahl der Zahnärztinnen wäre, stellte ein Teilnehmer die Frage — was von beiden Seiten als durchaus möglich angesehen wurde.

Abschließend wandte sich das Gespräch der aktuellen Situation der Studierenden zu, die wie an vielen anderen Unis von einem Mangel an Patienten geprägt ist. Die Befürchtung, dadurch mit zu wenig Praxiserfahrung in den Beruf zu gehen und sich in manchen Bereichen vielleicht gar nicht erprobt zu haben, war bei den Teilnehmern zu spüren. An einigen Standorten wie Düsseldorf gibt es Dr. Maurer zufolge allerdings bereits Programme, durch die Patienten gebunden und begleitet werden sollen. Ein Praktikum in der Pflege, wie von einem Teilnehmer angesprochen, wird es allerdings voraussichtlich nicht geben, da zum einen nicht in der Approbationsordnung vorgesehen und zum anderen am Widerstand des Finanzministers scheiternd, da mit zu hohen Kosten verbunden. Hat man mit dem Examen diese Widrigkeiten allerdings hinter sich gelassen, wartet ein interessanter Beruf mit — trotz sich weiter entwickelnder 3D-Druck- und Lasertechnik — gesicherten Zukunftsaussichten und spannenden Aufgaben.

Unser Dank gilt allen Beteiligten von Uni, Fachschaft, Kammer und Diskussionsrunde. Alle Frankfurter Zahnis und Ehemaligen laden wir ein, am nächsten Mittwoch am Carolinum mit dabei zu sein, wenn die Roadshow dort erneut ihre Tore öffnet.

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